Erster fränkisch-thüringischer Gemeinschaftssud
Nach 500 Jahren Reinheitsgebot im letzten Jahr können die Brauer dieses Jahr auf 500 Jahre Reformation zurückblicken. Auf den ersten Blick hat das nicht viel mit Bier zu tun, doch schon Luther selbst sagte: “Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken.” Kein Wunder also, dass sich zwei Brauereien aus Thüringen und Franken zusammengetan haben, um gemeinsam ein Bier wie zur Reformationszeit zu brauen. Das kann ab sofort auf dem Hallerndorfer Kreuzberg verkostet werden.
Martin Luther war ein Augustinermönch, der sich allerdings nach und nach von den Gebräuchen der damaligen Kirche abwandte. Sogar am Jakobsweg fand er erstmal kein gutes Haar: “Darumb laß man sy ligen und lauff nit dahin, dann man waißt nit ob sant Jakob oder ain todter hund oder ein todts roß da liegt, … laß raisen wer da wil, bleib du dahaim.” Doch es ging ihm nicht um das Laufen und Beten, sondern vor allem um die Verehrung von Reliquien und Wundertaten.
“Protestantisches Pilgern” ist heute durchaus wieder in, und so finden auch evangelische Christen auf den Hallerndorfer Kreuzberg. Dazu gehörte im letzten Jahr die Brauerfamilie Greiner aus Steinach in Thüringen. Zuhause haben sie mit ihrem “Ankerla” eine der ganz wenigen Privatbrauereien, die sich auch in der DDR-Zeit halten konnten. Mit viel Improvisation und Handwerkskunst schafften sie es, bis ins 21. Jahrhundert zu überleben.
Es versteht sich von selbst, dass die Greiners, Papa und Braumeister Holger, Ehefrau Beate sowie Sohn und Brauer Stefan mit den Winkelmanns vom Brauhaus am Kreuzberg ins Gespräch kamen. Beim Fachsimpeln und den alten Geschichten zum Bier, kam ihnen eine Idee: Warum nicht gemeinsam ein Bier zum Luther-Jahr brauen? Allerdings keines in der mönchischen Tradition Luthers, sondern eines, wie es die Hausfrau und gelernte Apothekerin Katharina von Bora braute. Wie es sich für Brauer mit Leib und Seele gehört, vereinbarten sie, 2017 den wohl ersten fränkisch-thüringischen Gemeinschaftssud, auf neudeutsch “Collaboration Brew”, zu brauen.
Als Basis sollte eine Rezeptur aus der Zeit vor 500 Jahren dienen, wie sie Luthers Frau während ihrer Ausbildung als Nonne in den Klöstern Brehna und Nimbschen lernte. Die einfachen Biere damals waren in der Regel obergärige Braunbiere aus verschiedenen Getreidesorten. Die Mälzmethoden ließen Malz mit vielen Karamell- und Röstnoten sowie leichten Raucharomen entstehen. Die Gärung erzeugte ein eher leicht alkoholisches Bier mit wenig Kohlensäure, das Dank des Wildhopfens neben dem Malzaroma eine kräutrig-harzige Note hatte.
Gemeinsam tüftelten die Greiners und die Winkelmanns, bis sie aus ihren jeweiligen Rohstoffen ein passendes Rezept kreiert hatten. Zum Brautag Anfang April brachten Holger, Stefan und Beate thüringisches Wasser und ihren eigenen Hopfen mit – eine alte Sorte aus den 1930er Jahren, die sich an der Ankerla-Hauswand emporrankt. Die Malze hatte Norbert Winkelmann organisiert – und so war der Katharinentrunk geboren. Pfarrer Martin Kühn, der seine drei thüringischen Schäfchen beim Brauen begleitete, wird ein Fass des Bieres bei seiner diesjährigen Luther-Fahrt mit nach Thüringen nehmen und dort im Andenken an Katharina verkosten. Im Brauhaus am Kreuzberg kann der gute Trunk ab sofort verkostet werden.